Leichte Sprache – eine Analyse

Das Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft hat Mitte des Jahres eine Untersuchung der Verbreitung und Nutzung von Leichter Sprache im behördlichen Umfeld durchgeführt. Ihre Studien-Ergebnisse haben sie auf ihrem DIGITAL SOCIETY BLOG veröffentlicht. Nachfolgend fassen wir die Ergebnisse der Analyse grob zusammen.

Verbreitung der Leichten Sprache

Um die Verbreitung der Leichten Sprache im Internet zu untersuchen, haben die Autoren des ursprünglichen Artikels über 2.400 Webseiten gecrawlt und analysiert. Dazu trainierten sie einen neuronalen Klassifikator zur Erkennung einfacher Sprache und ließen ihn auf der deutschen Teilmenge des Common Crawl, einem offenen Archiv des Internets, laufen. Diese umfangreiche Analyse ergab einige interessante Erkenntnisse:

  • Behördliche Webseiten haben laut Untersuchung neben wissenschaftlichen Webseiten den geringsten Anteil an leicht lesbaren Inhalten. Im Gegensatz dazu hatten Webseiten, die sich an Kinder richten, aber auch Spiele- und Nachrichtenwebsites den höchsten Anteil an Inhalten in einfacher Sprache.
  • Die Qualität der Seiten, die Leichte Sprache verwenden, ist im Allgemeinen hoch, was laut den Autoren der Studie wahrscheinlich darauf zurückzuführen ist, dass die meisten dieser Texte von spezialisierten Übersetzungsagenturen verfasst und oft von Nutzern der Leichten Sprache überprüft werden.
  • Von den gecrawlten Webseiten hatte nur ein Drittel Inhalte in Leichter Sprache, und nur 40 Websites hatten mehr als drei Seiten in Leichter Sprache.

Wer nutzt Informationen in Leichter Sprache?

Zusätzlich zur Analyse der Verbreitung der Leichten Sprache wollten die Autoren wissen, wie oft Inhalte in Leichter Sprache tatsächlich genutzt werden. Sie fanden heraus, dass einige Inhalte, wie Informationen von der Berliner Müllabfuhr oder dem öffentlichen Personennahverkehr, recht hohe Seitenaufrufe hatten, was auf ihre Relevanz für die Zielgruppen hinweist.

Leichte Sprache ist noch nicht angekommen

Die Untersuchung zeigt, dass es trotz der gesetzlichen Anforderungen und der offensichtlichen Bedeutung der Leichten Sprache noch viel zu tun gibt, um das Internet für alle zugänglich zu machen. Es ist wichtig, dass sowohl die öffentlichen als auch die privaten Sektoren weiterhin in die Entwicklung und Verbreitung der Leichten Sprache investieren. Die Autoren der Studie schlagen vor, dass alle Überwachungsstellen von Bund und Ländern die Liste der Websites, die sie im Rahmen des BITV-Monitorings überwachen, öffentlich zugänglich machen. Aktuell machen das nur einige Bundesländer. Diese Transparenz könnte einen offenen Dialog zwischen den öffentlichen Einrichtungen und den Zielgruppen für Leichte Sprache fördern und dabei helfen, herauszufinden, welche Inhalte tatsächlich in Leichter Sprache benötigt werden.

Es braucht deutlich mehr Informationen in Leichter Sprache

Die Autoren der Studie schlagen weiterhin vor, dass der Einsatz von Leichter Sprache mit Bemühungen um einen vereinfachten bürokratischen Prozess im Allgemeinen verknüpft wird. Ziel sollte sein, die Behördenkommunikation und ihre Inhalte im Ganzen verständlicher zu machen, anstatt nur die Navigation und die wichtigsten Informationen in Leichte Sprache zu beschreiben. Letzteres entspricht derzeit der Mindestanforderung der BITV.

Zu den Gesamtergebnissen der Studie „Barrieren abbauen: Leichte Sprache im deutschen Web“.