Sprach-Evolution – von den Anfängen der einfachen Sprache bis zur Leichten Sprache

Unsere Sprache und Sprachverständnis spielen eine entscheidende Rolle in unserer modernen Wissensgesellschaft. Die Fähigkeit, Inhalte verständlich zu vermitteln, gewinnt zunehmend an Bedeutung. Der Zugang zu verständlichen Informationen ist der Schlüssel zu politischer und gesellschaftlicher Teilhabe. Eine klare Kommunikation schafft Transparenz, beeinflusst Meinungsbildung und fördert letztendlich Inklusion.

Leichte Sprache ist eine Brücken-Sprache

Die Entwicklung von einfacher Sprache zur Leichten Sprache ist ein wichtiger Schritt in Richtung einer inklusiveren Gesellschaft. In einer immer komplexer werdenden Welt, in der sich die Art und Weise, wie wir kommunizieren, ständig weiterentwickelt, braucht es umfassende Informationsangebote in Leichter Sprache. Für Menschen mit geringer Lesekompetenz kann Leichte Sprache ein hilfreiches Mittel sein, um vorhandene Lesekompetenz weiter zu stärken. In vielen Fällen kann und wird Leichte Sprache zukünftig als Brückensprache fungieren – hin zum nächsten Sprach- und Verständnisniveau.

Die Evolution der Leichten Sprache

Die Idee von Leichter Sprache ist nicht neu. Seit jeher strebt die Kommunikation danach, Informationen klar und verständlich zu vermitteln. Verständlichkeit ist die Grundidee von Sprache. Kommunikation bedeutet Austausch von Informationen. Je einfacher, umso besser. Vor diesem Hintergrund hat sich die einfache Sprache aus nachvollziehbaren Inklusionsgedanken heraus in einem Seitenstrang zur modernen Leichten Sprache entwickelt – ein Prozess, der auch heute noch nicht abgeschlossen ist.

Die Entstehung der Einfachen Sprache

Die Idee, Informationen in einfacher und verständlicher Form zu übermitteln, ist tatsächlich schon relativ alt. Schon im letzten Jahrhundert wurden verstärkt Anstrengungen unternommen, Sprache zugänglicher zu machen. Pioniere wie Rudolf Flesch (Flesch Index), der 1949 das Buch „The Art of Readable Writing“ veröffentlichte, legten den Grundstein für die Entwicklung der Einfachen Sprache. Allerdings gibt es einen Unterschied zwischen einfacher Sprache und Leichter Sprache. Leichte Sprache ist eine spezielle Form der einfachen Sprache, die sich zunächst an Menschen mit Lernschwierigkeiten oder kognitiven Beeinträchtigungen richtete.

Die Geburt der Leichten Sprache

Die Leichte Sprache, wie wir sie heute kennen, ist das Ergebnis einer kontinuierlichen Entwicklung im Bereich der Barrierefreiheit. Sie ist zunächst aus der Forderung nach Selbstbestimmung entstanden, die ihren Ursprung in Amerika hat. Dort wurde das Konzept von „Easy READ“ entwickelt, das die Grundlage für die Leichte Sprache in anderen Ländern, wie Schweden oder auch Deutschland in der 90er Jahren bildete. 2001 wurde in Deutschland der Verein „Mensch zuerst – Netzwerk People First Deutschland“ gegründet, der sich für die Rechte und die Teilhabe von Menschen mit Lernschwierigkeiten einsetzte. Der Verein hat viel für die Verbreitung und die Anerkennung der Leichten Sprache getan, zum Beispiel durch das erste Wörterbuch für Leichte Sprache.

Leichte Sprache für alle

Im Jahr 2006 haben Wolf Schweitzer und Johann J. Brandl das Konzept der „Leichten Sprache für alle“ entwickelt. Dieses Konzept ging über die Zielgruppe der Menschen mit Lernschwierigkeiten hinaus und wollte Leichte Sprache als universelles Kommunikationsmittel für alle Menschen etablieren. Die Idee ist aber aus unterschiedlichen Gründen umstritten. So gibt es zum Beispiel noch keine wissenschaftlichen Belege dafür, dass Leichte Sprache tatsächlich für alle Menschen verständlich ist. Zudem besteht die Gefahr, dass Leichte Sprache die sprachliche Vielfalt und Komplexität reduziert und damit auch die inhaltliche Tiefe und Genauigkeit verliert.

Regeln und Merkmale der Leichten Sprache:

Leichte Sprache ist eine Form der Sprache, die sich durch klare und einfache Sätze, begrenzten Wortschatz, aktive Verben und gut strukturierte Informationen auszeichnet. Sie vermeidet komplizierte Satzkonstruktionen, Fachbegriffe und lange Schachtelsätze. Sie verwendet auch einfache Zahlen, Zeichen und Bilder, um die Texte zu unterstützen. Ziel ist es, Texte so zu gestalten, dass sie von einer breiten Zielgruppe verstanden werden können, vor allem von Menschen mit Lernschwierigkeiten. Deshalb werden Texte in Leichter Sprache zum Teil auch von Menschen mit Lernschwierigkeiten selbst geprüft.